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Um 10
Uhr erreichen wir die Albanische Grenze.
6 Montenegro / Albanien
Ein neues
Grenzgebäude deutet auf zunehmenden Grenzverkehr hin.
Grenzübergang Albanien bei Muriqan Von Ulcinj
hierher führt die gute Straße durch abenteuerliches Gelände. Ein Gemisch
aus Schluchten und Bergstraßen. Verkehr ist nahezu keiner. Umso mehr
verwundert die große Anzahl von Fahrzeugen die hier auf die
Zollabwicklung wartet. In 2 Spuren
wird angestanden. Vorne bei den Beamten wird bei jedem Fahrzeug
diskutiert, gestikuliert, und hin und her gelaufen. Irgendwann wir das
Fahrzeug doch durchgelassen und ich glaub keiner weiß so recht warum. Eine dritte
Spur wird für besondere Freunde geöffnet. Wir müssen warten, doch nach 1
Stunde geben auch wir unsere Pässe den Beamten. Fremdsprache spricht
hier keiner eine. Es wird nur gedeutet. Funktioniert ja auch. Nachdem wir
registriert sind werden wir in das für uns Fremde Albanien entlassen. In sanften
Kurven schlängelt sich die schmale aber gute Straße durch ländliches
Gebiet das so fast auch bei uns sein könnte. Lediglich die Tracht der
Frauen und auch die Fahrzeuge erinnern schnell daran dass man doch
einige Jahre zurückversetzt ist. Eselfuhrwerke bringen das Heu ein, ein
komfortabler Autobussitz dient als Kutschbock. Sofort erkennt man die
Improvisationsgabe der Bevölkerung. Kinder sitzen hinten am Heu und
lachen genauso wie überall anders auf der Welt auch. Freundlich winken
sie beim vorbeifahren. Nach kurzer
Fahrt staut es plötzlich vor uns. Schnell ist auch die Ursache erkannt.
Auf der einspurigen Bunabrücke sind von beiden Seiten Fahrzeuge
eingefahren und jetzt steht alles. Heftig wird diskutiert welche Kolonne
sich zurückziehen sollte. Dies ist auch der Moment der schon erwähnten
Kinder, die hier von den anhaltenden Fahrzeuginsassen einige Cent
erbetteln wollen. Welcher Nationalität oder Volksgruppe sie angehören
lässt sich nicht sagen. Ganz sicher aber stammen sie aus nicht allzu begüterten
Familien. Auf diese Situation vorbereitet hatten wir einiges an
Kleingeld hergerichtet. Ein etwa 8-jähriger Junge rüttelte an der
Beifahrertür, steckte den Kopf durch das Fenster und bettelt um Geld.
Christine gibt ihm 50 Cent und er will abrücken. Zwischenzeitig hatte
sich ein ca. 5 jähriger an meiner Tür zu schaffen gemacht. Ich rufe den
Älteren zurück und deute auf den Kleinen. Als dieser die Münze in der
Hand des Großen sieht rückt er ab. Wir haben unsere "Brückenmaut"
bezahlt und warten unbehelligt auf freie Fahrt. Ich hatte mir aus
vorangehenden Schilderungen diese Situation schlimmer vorgestellt. Ob
diese Geldspende nun richtig ist oder nicht sei dahingestellt. Wir
wollten jedoch keinen Stress und 50 Cent sind auch günstiger als
irgendein abgerissenes Fahrzeug Accessoire. Nach 15
Minuten in denen wir den Müll am Straßenrand bewundern können löst sich
der Knoten auf der Brücke und wir können weiterfahren.
leidiges Müllproblem
Buna-Brücke etwas
südlich davon wird an einer neuen Brücke gebaut Die
abenteuerliche Brücke ist rasch überquert und eine Tafel zeigt uns dass
wir uns rechts Richtung Tirana halten müssen. Die Straße wird breiter
und ist in sehr guten Zustand. Vorbei an verschiedenen Minaretten geht
es in eine uns unbekannte Welt. Bald merken wir dass dieses Albanien
sicher nicht so ist wie wir es uns vorgestellt hatten und wie die
landläufige Meinung bei uns besteht. Mit 70 bis 80kmh geht es zügig
voran. Nach etlichen Kilometern sehen wir einen großen Parkplatz vor
einem neuen Gasthaus. Wir beschließen zu Pausieren. Da wir keine
Albanische Währung gewechselt haben frage ich vorsichtshalber ob auch
Euros angenommen werden. „Kein Problem“, na fein. Wir setzen uns in den
Gastgarten und trinken 3 Cola um 3 Euro. Eine größere Runde mit dem Hund
und unsere Reise geht weiter. Hier wird an einer Autobahn gearbeitet und
so sind einige Baustellenbereiche zu passieren. Wir haben nicht die
Absicht Tirana zu besuchen und biegen in Fushe rechts ab Richtung Durres.
12 km später sind wir auf der Autobahn. Sie ist mit 2 Spuren plus
Pannenstreifen pro Fahrtrichtung und in der Mitte mittels
Betonleitwänden abgegrenzt. Am
Pannenstreifen ist so ziemlich alles zu bekommen was man im täglichen
Leben so braucht. Motoröl, Bekleidung, Waschmittel, Maiskolben werden
gebraten und so mancher Kunde bleibt einfach in erster Spur stehen um
seinen Einkauf zu erledigen. FussgängerInnen jeden alters klettern über
die Betonleitwände in der Fahrbahnmitte, Fuhrwerke erledigen ihre
logistische Aufgabe. Es ist höllisch aufzupassen. Dennoch kommt
überraschend schnell das Ende dieser Schnellstraße. Wir sind südlich von
Durres. Nach einer kurzen Irrfahrt sind wir wieder auf Linie und fahren
der Küste entlang Richtung Süden. Auch hier wird an der Fortsetzung der
Autobahn die in meiner Karte bereits eingezeichnet ist gearbeitet. Bei
wenig Verkehr sind wir auch bald auf dem neu fertig gestellten
Autobahnabschnitt von Lushnje in Richtung Vlore. Leider ist dieser
Abschnitt in Fier zu ende und für unseren Bus beginnt ein echtes
Mytherium. Mit ca. 30 bis 40kmh geht es auf echter Rüttelpiste weiter.
Auch ist es an der Zeit zu tanken. Wir bezahlen für 29 Liter Diesel und
einen Liter Motoröl 31,-- Euro. Schön langsam wird uns klar dass wir
Albanien nicht in einem Tag schaffen. Auch ist es abzuraten bei
Dunkelheit zu fahren da vor allem in örtlichem Gebiet immer wieder
Kanaldeckel fehlen. Ich möchte zumindest über den Llogarapass kommen und
dann einen Schlafplatz suchen. Endlich sind
wir in Vlore und es geht auf guter Straße der Küste anlang. Vor uns baut
sich ein Gebirge auf. Der Llogara Pass mit ca. 1100 m Höhe lässt grüßen.
Es ist höllisch heiß und ich hoffe dass der Motor nicht überhitzt. Bald
wird die erste sanfte Steigung zu einer echten Bergstraße.
dem Llogarapass
empor Immer wieder
weisen Tafeln auf eine 10%ige Steigung hin. Ich denk da dürft es eine
Überproduktion gegeben haben. Ich schätze Teilstücke auf 20%. Dennoch
eine wunderschöne Fahrt in dieses wilde Gebirge. In der Nähe der
Passhöhe sind etliche Ausflugsrestaurants und es geht zu wie am
Großglockner. Plötzlich teilen sich die Felsen links und rechts der
Straße und man hat das Gefühl ins Meer zu fallen.
Vom Llogara runter Steil
fällt das Gelände zur Küste ab. Man glaubt zu fliegen. In engen
Serpentinen fahren wir talwärts. Hier geht es sehr kurvenreich und
hügelig etwas oberhalb des Strandes vorbei an
Dhermi
nach Himare. Trotz der schönen und für
Gegenverkehr ausreichend breiten Straße kann man höchstens mit einem
Schnitt von 30 kmh rechnen. Daher ist es auch schon 17 Uhr als wir in
einer Bucht bei Himara
unsere heutige Etappe beenden. Nach längeren Kampf mit dem Schaltknüppel
parken wir uns rückwärts in eine Parklücke der Strandpromenade.
Stellplatz für die Nacht Auch ein
Italiener mit Womo und ein Brite mit VW-Bus haben es sich hier bequem
gemacht. Hier gibt es auch einen Campingplatz, allerdings nur für
Zeltcamper. Der Strand lädt zum schwimmen ein. Rein ins Badezeug und ab
ins Wasser! Auch Niki schwimmt ungewöhnlich ausgiebige
Runden. Immer wieder auf uns deutende und diskutierende Albaner auf der
Promenade lassen mich aufmerksam werden. Ich vermute Ärger wegen des
Hundes am Strand und im Wasser. Doch dann lösen sich ein ca. 8 Jähriger
Junge mit seiner kleinen Schwester aus der Gruppe und kommen auf uns zu.
Der Junge deutet auf das Mädchen und unseren Niki. „Ob sie ihn
streicheln darf?“ Natürlich erlauben wir das. Unter dem wachsamen Blick
ihres Bruders krault das Mädchen Niki mit leuchtenden Augen. Es schien
als dürfte sie das erste Mal in ihrem Leben einen Hund streicheln.
Strand bei Himare Das Wasser
ist angenehm in der Temperatur und sauber. Nach ausgiebigem Bad gehen
wir auf den Campingplatz und genehmigen uns einen Drink. Das von mir
bestellte Bier ist gut gekühlt und schmeckt gut. Bezahlen kann man
überall mit den gerne gesehenen Euros. Hier wird der Griller vorbereitet
und es sollte später Hühnchen geben. Wir sind aber sehr hungrig und
wollen nicht so lange warten. Das Abendessen genießen wir im Bus. Nach
einem ausgiebigen Spaziergang legen wir uns schlafen. So ab 2 Uhr wird
es etwas laut. Moped und Autorennen werden veranstaltet, angeheiterte
Jugendliche wackeln vom Discobesuch nach Hause. Doch bald überwiegt
wieder die Müdigkeit und die Augen fallen zu. Wie jeden Tag bisher
erwachen wir auch hier wieder bei strahlend blauen Himmel. Ein kleines
Frühstück und ein Kaffe in der naheliegenden Taverne lassen den Tag
eröffnen. Danach wird klar Schiff gemacht und unsere Reise fortgesetzt.
Vorüber an zahlreichen schönen Buchten fahren wir Richtung Sarande. In
den meisten Buchten findet man Tavernen und auch Wohnmobile und
Wohnwagen sind zu sehen.
Albanische Riviera
Schöne Strände laden zum verweilen. Unsere Gedanken schwirren jedoch
schon um Griechenland. Vom Bergrücken runter nach Saranda
wird die Straße neu gebaut. Eine einzige Baustelle. Zwischen
Baufahrzeugen, Schlaglöchern, offenen Schächten suchen wir den Weg zum
Ort. Wilde Bautätigkeit zeugt von zunehmenden Tourismus.
Sarande
eine große Baustelle Wir
lassen Sarande rechts liegen und suchen den Weg nach
Butrint. Jetzt ist die Straße schmal und des
öffteren muss auch angehalten werden um dem Gegenverkehr auszuweichen.
In
Ksamil, einen aufsteigenden Urlaubsort fragen
wir einen alten Mann nach dem Weg nach Butrint. Er erklärt uns dass auch
er dorthin will. Kurzerhand wandert Christine eine Reihe nach hinten und
unser neuer Scout sitzt neben mir. Er zeigt uns den Weg. Pausenlos
läutet sein Handy und er unterhält sich angeregt auf Griechisch. Butrint
ist wegen seiner Ausgrabungsstätte bekannt und ein UNESCO
Weltkulturerbe. Eine abenteuerliche Fähre bringt uns über den
Vivar
Kanal der den Butrintsee mit dem Meer verbindet.
Fähre über den Vival Kanal
Wir geben
dem Fährmann 5 € die er wortlos einsteckt. Es gibt kein Rückgeld aber
auch keine Nachforderung. Wird schon passen. Unser Scout hat sich eine
andere Fahrgelegenheit gesucht und so fahren wir 3 mit Hund weiter der
GR-Grenze entgegen. Hier sollten nach anfänglicher Asphaltstraße noch ca.
15 Schotterstraßenkilometer sein.
noch Schotter, aber auch hier wird gearbeitet Zu unserer
Überraschung sind es aber nur mehr 5km Schotterpiste und auf neuen
Asphalt geht es zum Grenzübergang. Ein Albanischer Beamter bittet uns zu
einen der Kontainer, kontrolliert die Pässe, und tipselt unsere Ausreise
in seinen PC. 8 € die wir für die meist guten Straßen gerne bezahlen
werden für 2 Tage kassiert. Einen Hügel hinab geht es zum neuen
Zollgebäude der Griechen das wir mit 1410 gefahrenen Kilometern
erreichen.
geschafft!!!!!!
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